2021: Dr. Martina Preiner
Der erstmals 2021 ausgeschriebene Egon-Nettersheim-Forschungspreis wurde am 23. September 2021 vergeben an:
Frau Dr. Martina Preiner (Institut für molekulare Evolution).
Martina Preiner studierte von 2004–2009 Chemie an der Ludwig-Maximilians-Universität, bevor sie sieben Jahre lang als freie Journalistin tätig war (u.a. Deutschlandfunk, Spektrum der Wissenschaft, Quarks&Co.). Nach einem journalistischen Interview mit Bill Martin über den Ursprung des Lebens faszinierte sie das Thema derart, dass sie sich dazu entschied, in Martins Forschungsgruppe (Institut für molekulare Evolution and der HHU) zu dem Thema zu promovieren (2016–2020). So begann sie nach Parallelen zwischen der Chemie, die man in der Erdkruste findet, und der Chemie des Lebens zu suchen.
Das Leben, so wie man es auf der Erde kennt, nutzt die Energie der Umwelt um chemische Reaktionen anzutreiben. Es besteht maßgeblich aus Molekülen auf Kohlenstoffbasis und an den chemischen Reaktionen, die diese Moleküle entstehen lassen, umwandeln und abbauen, sind Katalysatoren beteiligt, die die Prozesse beschleunigen. Diese Eigenschaften kann man auch in geochemischen Umgebungen wie Tiefsee-Hydrothermalquellen, so genannten serpentinisierenden Systemen finden. Dort wird aus Wasser und Gestein molekularer Wasserstoff (H2) hergestellt.
Im Fokus von Martina Preiners mit dem Egon-Nettersheim-Forschungspreis ausgezeichneten Forschung steht molekularer Wasserstoff als geochemische und biochemische Energiequelle. Kohlenstoffdioxid (CO2) dient dabei als Kohlenstoffquelle, die nicht nur von nachweislich ursprünglichen Einzeller benutzt wurde, sondern auch in besagten Tiefseequellen zu finden ist. Zusammen mit Kollaborationspartner*innen in Frankreich, Japan und Mülheim an der Ruhr konnte sie zeigen, dass CO2 und H2 zusammen zum zentralen Energie- und Kohlenstoffträger des Lebens, die Brenztraubensäure (Pyruvat) reagieren – mit der Hilfe von Mineralien, die in Tiefsee-Hydrothermalquellen entstehen. Diese Reaktion zwischen H2 und CO2 steht an der Basis des Kohlenstoff- und Energiestoffwechsels primitiver Prokaryoten (Einzeller ohne Zellkern). Sie schlägt also eine wichtige Brücke zwischen nicht-biologischer CO2-Fixierung in Hydrothermalquellen und den Ur-Prozessen des Lebens. Darüber hinaus stehen H2 und CO2 heute auch mitten in der Diskussion um die Zukunft unserer Energie und unserer Umwelt (Stichwort CO2-Fixierung).