2006: Dr. Jürgen Knobloch
Am 29.03.2006 wurde der Ulrich-Hadding-Forschungspreis 2006 im Rahmen des "Development, Differentiation and Disease" Meetings zum vierten Mal verliehen.
Der Preis ging an Dr. Jürgen Knobloch
Jürgen Knobloch - Wissenschaftlicher Werdegang
Dr. Jürgen Knobloch ist 1974 in Ratingen geboren. Er begann 1993 ein Studium der Biologie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, welches er 1998 abschloss. Von 1999 bis 2002 promovierte er am Institut für Genetik und seit April 2003 arbeitet er im Zentrallabor für transgene Tiere des BMFZ und im Institut für Entwicklungs- und Molekularbiologie der Tiere. Der Ulrich-Hadding-Forschungpreis des BMFZ wurde Herrn Dr. Knobloch für seine Verdienste bei der Erforschung der molekularen Wirkungsmechanismen bei Thalidomid-induzierten Entwicklungsdefekten verliehen.
Zum Thema: Die molekularen Wirkungsmechanismen bei Thalidomid-induzierten Entwicklungsdefekten
Das Hypnotikum Thalidomid/Contergan ist eines der berüchtigtsten Medikamente in der Geschichte der Menschheit, da seine Verabreichung an schwangere Frauen in den frühen 1960ern bei mehr als 10.000 Feten zu schweren Entwicklungsdefekten führte. Thalidomid beeinträchtigt u.a. die embryonale Gliedmaßen- und Augenentwicklung. Da Thalidomid neben teratogenen, auch starke immunmodulatorische und antiinflammatorische Eigenschaften besitzt, findet die Substanz mittlerweile erneute Anwendung in Therapien gegen Multiples Myelom, Lepra, HIV und andere Krankheiten. Da der molekulare Mechanismus der Teratogenität von Thalidomid und Möglichkeiten, diese zu verhindern, bis heute unverstanden sind, birgt der Einsatz des Medikaments vor allem bei Frauen ein gewisses Risiko und bleibt stark limitiert. Die Balance zwischen Zellproliferation und Apoptose ist entscheidend für Wachstum und Differenzierung von embryonalem Gewebe. Hierbei sind zwei Signalwege von besonderer Bedeutung: Der Zelltod-fördernde Bmp (bone morphogenetic protein) Signalweg und der Zelltod-verhindernde Wnt/b-catenin Signalweg. Wir konnten zeigen, dass Thalidomid zunächst die Bildung von oxidativem Stress bewirkt. Daraus resultiert eine drastische Verstärkung der Expression von verschiedenen Bmps und einem ihrer Zielmoleküle, des Wnt-Antagonisten Dkk1. Die daraus folgende, abnormale Inhibierung des Wnt/b-catenin Signalweges führt zu einer dramatischen Verstärkung der Apoptose, was eine Einschränkung des Wachstums bzw. die partielle Degradation des betroffenen embryonalen Gewebes zur Folge hat. Dies zeigt sich letztendlich z.B. in verkürzten Gliedmaßen oder verkleinerten Augen. Interessanterweise führt die experimentelle Blockierung von Dkk1 zu einer deutlichen Reduktion der durch Thalidomid-induzierten Embryopathien in einem in vivo Modellsystem. Dementsprechend stellen diese Versuche einen konkreten Ansatzpunkt zur Verminderung des Risikos der teratogenen Wirkung von Thalidomid bei seinen modernen Anwendungen z.B. in Therapien bei Multiplem Myelom oder HIV dar. Unsere Studien zeigen auch, dass neben den genannten noch weitere Signalwege durch Thalidomid beeinflusst werden. Unser Ziel ist es, deren Bedeutung für die teratogene Wirkung von Thalidomid zu untersuchen und damit weitere Ansatzpunkte zu Risikoverminderung bei Thalidomid-Behandlungen zu liefern.